Tönende Einsamkeit – La Soledad Sonora

Von Werner Hörtner · · 2007/10

Michèle Najlis

Spanisch/Deutsch. Übersetzt von Gerhard Hammerschmied, mit einem Geleitwort von Janko Ferk. Verlag Hermagoras/ Mohorjeva, Klagenfurt 2007. 96 Seiten, € 12,00

Die nicaraguanische Dichterin und katholische Publizistin ist schon seit vielen Jahren regelmäßig zu Gast in Österreich – eines der Ergebnisse der engen Beziehungen zwischen dem kleinen Alpenland und dem sandinistischen mittelamerikanischen Staat in den 1980er Jahren. Najlis ist auch Lektorin an der Universität Klagenfurt. Auf Deutsch erschienen bereits 1997 ihre „Gesänge der Iphigenie“ im Drava-Verlag in Klagenfurt.
Aufbauend auf Texten des Stundengebetes und des Römischen Messbuches, schreibt Michèle Najlis ihre Gesänge einer spirituellen, liebenden Frau. Es sind vielfach Anrufungen, Liebesgedichte an Gott, den Herrn der Schöpfung, der aber in alter mystischer Tradition auch der Gott aller Fragen und Zweifel sowie der Gott allen Trostes ist. Es sind Oden der Liebe an die Schöpfung selbst, Oden der Liebe an die Menschheit, die da aus dem Körper einer zutiefst geistigen und sinnlichen, solidarischen Frau klingen.
„Heute nenne ich dich / tiefer Fluss / Friede / blühender Flammenbaum. / Ich nenne dich Licht / Vogel / unvorhersagbarer Wind. / … Heute nenne ich dich auch Schweigen / nie genügendes Wort / verklungene Musik, Gott / immertönende Einsamkeit.“ (Seite 14/15) Diese Anrufung, diese Namensgebung hat den Ort des personifizierten Demiurgen unserer Kirche längst verlassen, sie reiht sich ein in die zeitlosen Liebesgedichte mystischer DenkerInnen aller Kulturen und Religionen. „Gott, befreie mich von Gott!“, rief Meister Eckart aus, der große deutsche Mystiker des späten Mittelalters. Es ist dieser „von Gott erlöste Gott“, den Michèle Najlis anruft, und an ihn ist auch ihr Schlussgebet gerichtet: „Ich nehme Abschied im Schweigen deiner Abwesenheit / deines seienden Nicht-Seins / Stille / und gegenwärtige Ferne.“
Hervorzuheben ist die sehr genaue und auch sprachlich gelungene Übersetzung von Gerhard Hammerschmied – Spanisch sprechende LeserInnen können sich anhand der ebenfalls abgedruckten Originaltexte selbst davon überzeugen.

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